Die TIWAG plant, das Kraftwerk Kaunertal auszubauen. Dieser "Ausbau" würde bedeuten, dass das komplette Ötztal samt Venter und Gurgler Ache entwässert würde, 80% des Wassers würden dem Tal entzogen. Außerdem würde ein neuer Speichersee gebaut werden, das Platzertal auf rund 2000m Höhe soll samt seiner wertvollen Moorlandschaft hinter einer 120m Staumauer verschwinden und geflutet werden. Der Inn würde auf einer Länge von 4km zu einem Schwall-Auffangbecken degradiert. 3 neue Krafthäuser würden gebaut werden, die Anwohner mehrerer Täler wären mit jahrelangen Großbaustellen konfrontiert. Dieser Blogbeitrag fasst den Ausbau zusammen und in diesem Video erklärt Marianne Götsch vom WWF Österreich, worum es genau geht.

WET setzt sich mit aller Kraft gegen den Ausbau ein. Wir haben uns der Kaunertal Erklärung angeschlossen und unterstützen die laufende Petition. Im Sommer 2022 haben wir eine Interview Serie produziert, in der alle Aspekte des geplanten Ausbaus von Experten beleuchtet werden. Im Oktober haben wir in Sölden demonstriert, gemeinsam mit Ötztaler:innen, Umweltorganisationen, der BI Lebenswertes Kaunertal und Kajakfahrer:innen, hier das Video dazu.

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WET setzt sich seit März 2020 für die Ötztaler Ache und gegen die geplanten Kraftwerksprojekte im Ötztal ein. Im Folgenden gibt es einen Überblick, was dort los ist.

Das Ötztal ist das längste (Seiten-) Tal Tirols und die Ötztaler Ache war bis zur Inbetriebnahme des KWs Tumpen-Habichen 2020 der größte frei fließende Gletscherfluss Tirols. Am Ende des hinteren Ötztals liegen mehrere große Gletscher: 13% des Einzugsgebietes der Ache sind vergletschert! Durch das dort entstehende Schmelzwasser schwankt der Abfluss der Ötztaler Ache stark im Jahresverlauf. Im Winter hat sie einen mittleren Durchfluss von unter 10 m³/s, im Sommer wurde schon ein Tagesmittel von über 250 m³/s gemessen - dementsprechende Mengen Sediment und Geröll werden im Sommer transportiert.

Das erste Kraftwerk in der bisher frei fließenden Ötztaler Ache 

Es sind mehrere Wasserkraftprojekte in Planung bzw. schon im Bau, die sich auf die Ötztaler Ache auswirken werden. Zwischen Tumpen und Habichen wird ein Ausleitungskraftwerk gebaut - das erste Kraftwerk in der ansonsten frei fleißenden Ache. Damit wird dann nicht nur die ökologische Durchgängigkeit der Ache verloren gehen, sondern auch die als 'einzigartig' und 'empfindlich' eingestuften Gewässerabschnitte unterhalb des geplanten Wehrs zur Restwasserstrecke werden. Besonders ungeheuerlich ist hierbei die Vorgehensweise der Projektbetreiber, da mitten im Wirbel um die Corona Krise 2020 der Bau des KW Tumpen-Habichen begonnen wurde - trotz offener Rechtsfragen, ungeklärter Beschwerden und ohne rechtskräftige Bewilligung.

 

... und 7 weitere Ausleitungen!

Insgesamt betrachtet sind die Pläne für das Ötztal ungeheuerlich: Zusätzlich zum Ausleitungskraftwerk in Tumpen sollen 7 Zuflüsse der Ötztaler Ache abgeleitet und all ihr Wasser in andere Täler übergeleitet werden, sodass es im Ötztal komplett fehlen würde. Diese sind:
  • Schranbach, max. 1,2 m³/s, „Speicherkraftwerk Kühtai“
  • Fischbach, max. 4,8 m³/s, „Speicherkraftwerk Kühtai“
  • Winnebach, max. 2,7 m³/s, „Speicherkraftwerk Kühtai“
  • Königsbach, max. 1,1 m³/s, „Ausbau KW Kaunertal“
  • Ferwallbach, max. 1,2 m³/s, „Ausbau KW Kaunertal“
  • Gurgler Ache, max. 29,0 m³/s, „Ausbau KW Kaunertal“
  • Venter Ache, max. 50,0 m³/s, „Ausbau KW Kaunertal“

Bezogen auf den Pegel Tumpen würde durch diese Ableitungen in Zukunft eine Fläche von insgesamt 341,2 km² vom Einzugsgebiet der Ötztaler Ache verloren gehen. Das entspricht etwa 43% des natürlichen Einzugsgebietes (785,5 km²). Dreiundvierzig Prozent!

 

Eine grobe Übersicht über die Kraftwerkspläne

Kraftwerk Kaunertal

Im hinteren Ötztal sind für den Ausbau des KW Kaunertal Wasserfassungen an der Gurgler Ache samt ihren Zuflüssen (Nr (1) in der Karte) und an der Venter Ache geplant (Nr (2) in der Karte) . Das (bestehende) Kraftwerk Kaunertal ist ein Speicherkraftwerk. Im Gepatschspeicher wird das Wasser aus 10 Bächen gesammelt und über einen Druckschacht zum Krafthaus Prutz am Inn geleitet. Es soll um einen zusätzlichen Speichersee im Platzertal erweitert werden, der zusätzliches Wasser aus den "natürlichen Zuflüssen" der Venter und Gurgler Ache bekommen soll. Hierzu ist ein ca. 23 km langer Stollen notwendig. In unserem Blogbeitrag findet sich eine Übersicht über die gigantischen Erweiterungspläne.

Kraftwerk Tumpen-Habichen

Die Ötztaler Wasserkraft GmbH (Gemeinde Oetz, Gemeinde Umhausen, Auer Beteiligungs GmbH, TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG) baut ein Ausleitungskraftwerk (Nr (4) in der Karte) mit einem Staubecken in Tumpen. Das Wasser soll oberhalb der Gefällestrecke der Achstürze ausgeleitet werden (77 m Fallhöhe), um dann bei Huben wieder ins Bachbett zurück geführt zu werden. Die „Bürgerinitiative gegen Wasserkraftanlage Tumpen“ fürchtet vor allem um die Sicherheit der Anwohner durch eine Erhöhung der Hochwassergefahr für Tumpen und Habichen. Auf ihrer Website findet ihr Infos zu all ihren Bedenken. Es ist eine lange Liste!

Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz (KW Kühtai)

Bei der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz handelt es sich um ein Pumpspeicherkraftwerk. Auch hier wird ein zusätzlicher Speichersee gebaut, dem Wasser aus dem Einzugsgebiet der Ötztaler Ache und dem der Ruetz im Stubaital zugeleitet werden soll. Auf Ötztaler Seite sind drei Bäche betroffen: Der Fischbach, der Schranbach und der Winnebach. Aus dem Stubaital sollen Unterbergbach, Daunkogelfernerbach und Fernaubach ausgeleitet werden. Wir haben uns seit 2014 gegen die Ausleitungen aus dem Stubaital gewehrt, 2020 gab es die endgültige gerichtliche Entscheidung, dass das Projekt genehmigt sei. Mehr dazu findet ihr auf der Seite unserer Stubaital Kampagne.