Durch die massiven Geschiebeeinträge der jüngsten Murenabgänge im Stubaital, sowie durch das Hochwasserereignis im Oberbergtal, kommt es an der Ruetz seit einigen Tagen zu großen Geschiebeablagerungen in der Flachstrecke oberhalb des ÖBB Kraftwerks in Fulpmes.
Der Großteil des Geschiebes (vorwiegend Schotter und Sand), das durch die seitlichen Zubringer eingebracht wurde, wurde von der Ruetz aus dem hinteren Stubaital bis nach Fulpmes abtransportiert. Die Ruetz hat auf diesem Gewässerabschnitt noch die nötige Schleppkraft, um das Geschiebe „mitzuspülen“. In der Flachstelle oberhalb des ÖBB-Kraftwerkes ist damit allerdings Schluss. Durch das äußerst geringe Gefälle in diesem Gewässerabschnitt und die zusätzliche Barriere, die durch das Ausleitungsbauwerk des ÖBB-Kraftwerkes in Fulpmes entsteht, lagert sich der Großteil des Geschiebes oberhalb der Ausleitung ab. Das Resultat ist, dass sich das Flussbett der Ruetz in diesem Bereich soweit angehoben hat, dass die Ruetz trotz Mittelwasserführung knapp davor, ist über die Ufer zu treten und das Bachbett zu verlassen. Gestern Abend und heute Morgen haben dazu teilweise nur noch wenige Zentimeter gefehlt.
Von den Geschiebeablagerungen ist auch die Pegelmessstelle der TIWAG, welche sich circa 150 Meter oberhalb des ÖBB Kraftwerkes befindet, betroffen. Der Pegelnullpunkt hat sich durch die Geschiebeablagerungen soweit angehoben, dass die Pegelmessstelle trotz Mittelwasserführung einen extrem hohen Wasserstand anzeigt.
Bei dieser Pegelmessstelle handelt es sich nicht um irgendeine Pegelmessstelle. Es ist die Pegelmessstelle mit deren Pegelwerten die TIWAG in Zukunft den Überwasser-Ist-Zustand in der Ausleitungsstrecke des ÖBB-Kraftwerkes und den Ausleitungsstrecken der IKB-Kraftwerke an der unteren Ruetz und Sill garantieren möchte. Dies soll durch zusätzliche Wasserabgaben an den jeweiligen Kraftwerken passieren. Vereinfacht gesagt, müssten die Unterliegerkraftwerke immer auf jenes Wasser verzichten, das von der TIWAG im hinteren Stubaital abgeleitet wird.
Dies würde beim ÖBB-Kraftwerk in Fulpmes zum Beispiel einem Leistungsverlust von bis zu 36% und einem jährlichen Gesamtverlust von circa € 330.000 entsprechen.
Doch dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen. Die aktuellen Ereignissen zeigen ganz klar, dass die Pegelmessstelle in Fulpmes nicht dazu geeignet ist, als Grundlage zur Berechnung des Überwasser-Ist-Zustandes verwendet zu werden. Und somit steht eindeutig fest, dass der Untersuchungsraum für das UVP-Projekt zum Ausbau des Kraftwerkes Sellrain-Silz auf die komplette Ruetz und auf die Sillschlucht ausgeweitet werden muss!
Wir sind schon sehr gespannt, wie die ÖBB in den nächsten Tagen mit dem Geschiebeproblem oberhalb des Kraftwerkes umgehen wird. Aktuell versucht man vergeblich das Problem durch Stauraumspülungen in den Griff zu bekommen.