Tourismusverband Neustift
„Mit den in ihrer Ausprägung einmaligen Wasserläufen wird nicht nur unwiederbringlich Natur
zerstört, sondern auch der Aufenthalt im Naherholungsgebiet Klausäuele zum
lebensgefährlichen Unterfangen. ….
Derartige Kraftwerksprojekte inmitten einer bereits hochwertig entwickelten Tourismusregion
zu planen, heißt die Umweltsensibilität unserer Gäste zu ignorieren, ja geradezu mit Füßen
zu treten. Umweltqualität ist in unserem fundierten Angebot mit hoher Wertschöpfung ein
unschätzbarer Wettbewerbsvorteil gegenüber Billigdestinationen. Dem wird im kurz vor der
Realisierung stehenden „Naturpark Stubaier Alpen“ Rechnung getragen. Nach deutschem
Reiserecht müssten Anbieter auf eine Großbaustelle Stubaital – Gschnitztal verweisen.
Verbunden mit entsprechender Negativ-Propaganda wäre für eine der tirolweit
nächtigungsstärksten Regionen ein Imageschaden unabsehbaren Ausmaßes zu befürchten.
…
Dass die Stubaier Bevölkerung mit den Optionen 9 und 11 in ihrer touristischen
Lebensgrundlage gefährdet werden soll, stößt auf Unverständnis und Ablehnung und
widerspricht auch klar der Entschließung des Tiroler Landtags vom 17.11.1982, wonach
Kraftwerksprojekten im Hinteren Stubaital nicht gegen den Willen der einheimischen
Bevölkerung zugestimmt werden dürfe.“
Tiroler Tourismusvereinigung
„Jede auch noch so geringe Beeinträchtigung unserer Wettbewerbschancen ist daher
tunlichst zu vermeiden. Dabei ist keine Frage, dass intakte Berglandschaften derzeit noch
eine der herausragenden Stärken in unserem touristischen Angebot darstellen. …
Markenpolitik und Imagepflege hängen angesichts kritischer Gäste und noch kritischerer
Reisemedien in hohem Maß von der Glaubwürdigkeit ihrer Botschafter ab und könnten sehr
schnell „kippen“. … Die Marke Tirol käme damit nicht nur wegen des Transitstreits und der
Sanierungsgebiete in Bedrängnis, sondern auch noch wegen der Landschaftszerstörung
durch Kraftwerke. …
Vielfach wird von Kraftwerksplanern ins Treffen geführt, dass mit derartigen großtechnischen
Anlagen neue touristische Attraktionen geschaffen würden, die anderweitige Nachteile
zumindest ausgleichen würden. Auch wenn beispielsweise am Schlegeisspeicher im Zillertal
ein gewisser Ausflugstourismus zu verzeichnen ist, soll an dieser Stelle klargestellt werden:
„Staudammtourismus“ kann naturnahe Angebote weder qualitativ noch quantitativ ersetzen,
er ist äußerst verkehrsintensiv und bewirkt nur eine marginale Wertschöpfung für die
betroffenen Regionen. Ein kurzer Blick auf die für Tiroler Destinationen vorhandenen
Werbemittel zeigt unzweifelhaft, dass wohl frei fließendes Wasser, Wasserfälle und
Klammen fast überall vorkommen, während Stauseen, wenn überhaupt, nur extrem geschönt
(mit entsprechender Perspektive und während der allzu kurzen Vollstauphase) abgebildet
sind. …
Wirtschaftspolitisch stellen weitgehend eigenständige Regionen mit dezentraler Steuerung
und positiven Arbeitsplatzeffekten eine wesentlich stabilere Struktur dar als eine
zentralistische Energiewirtschaft in einem sich global rasch wandelnden Markt. Die Tiroler
Berglandschaft lässt sich nicht gleichzeitig auf dem Tourismus- und Energiemarkt
verkaufen.“
Alpenverein, Sektion Stubai
„Als größter Mangel für die Bedeutung dieses Syntheseberichts ist der fehlende
Zusammenhang zu einem energiepolitischen Konzept zu nennen. Dazu wurde den Autoren
des Berichts kein Auftrag erteilt. Somit fehlen alle relevanten Begründungen und Argumente
zur Notwendigkeit neuer Wasserkraftwerke.
Weder auf landesspezifische (Energieleitbild), noch auf nationale oder EU-weite
energiepolitische Ziele und Konzepte wird Bezug genommen. Das offenkundige
betriebswirtschaftliche Interesse der TIWAG reicht als politische Basis für derart
weitreichende Entscheidungen nicht aus. Dass die TIWAG mit Stromhandel „Geld verdienen“
und damit einen Beitrag zur Finanzierung von Landesaufgaben bringen soll, mag
landespolitisch erwünscht sein. Wenn dafür aber wichtige Ressourcen für den Naturhaushalt,
für Erholung und regionale Wirtschaft verbraucht werden, ist eine gewissenhafte
Güterabwägung unumgänglich. …
Nachhaltig leben und wirtschaften heißt in erster Linie, Entwicklungschancen und
Entscheidungsspielräume für künftige Generationen nicht einzuengen. Wenn die derzeitige
(Politiker-)Generation den Verbrauch an elektrischer Energie beinahe zügellos wachsen lässt
und lediglich durch Neubau weiterer Kraftwerke deckt, bedeutet das genau das Gegenteil
von nachhaltiger Politik. Die Problemlösung wird einfach in die Zukunft verschoben. Sobald
alle wesentlichen heimischen Wasserressourcen auf diese Weise ausgebeutet sind (und da
ist man drauf und dran!), ist eine Fortsetzung dieser „Politik“ nicht mehr möglich.
Gebirgsbäche wachsen nicht nach.“
Fischereiverein Neustift
„Mit unserem erfolgreichen Äschenprojekt leisten wir einen weit über die lokale Bedeutung
hinaus gehenden Beitrag zur Erhaltung der höchst gefährdeten Innäsche. Die obere Ruetz,
besonders das Revier Nr. 49 (Gemeinde Neustift), weist einen der letzten selbst
reproduzierenden Bestände der Innäsche in Tirol auf. Daneben gibt es nur noch einen
nennenswerten Bestand in der unteren Brandenberger Ache flussabwärts der
Tiefenbachklamm und in bescheidenem Ausmaß im letzten Abschnitt der Ötztaler Ache,
flussabwärts des untersten Wanderhindernisses.
Der Tiroler Alpenzoo entnimmt die Mutterfische zur Nachzucht von Besatzäschen für den Inn
mittlerweile aus der Ruetz! Dort hat sich durch die langjährige Hege und Pflege unter Leitung
des Gewässerwarts Helmut Müller ein stabiler Äschenbestand aufgebaut. Wer hier
Kraftwerke baut, rottet die Innäsche in Tirol aus!“
Der Neustifter Fischereiverein fürchtet um den Bestand der Äschen in der Ruetz. Die Äsche
kann in Tirol fast nirgends mehr ablaichen, sie braucht dazu naturbelassene Gewässer.
Innsbrucker Fischereigesellschaft (Gschnitzbach)
„Eine wie von der Tiwag geplante Ableitung des Gewässers in ein anderes Tal ist ökologisch
höchst problematisch. Wie wir erfahren mussten, würde die Art der vorgesehenen
Bachfassung in unregelmäßigen, nicht vorhersagbaren Abständen einen Wasserschwall mit
erheblicher Schmutzfracht mit sich bringen. Nicht nur, dass damit die jetzt umfangreich in
Anspruch genommene Erholungsfunktion des gesamten Bachlaufes verloren ginge (die
bekannten gelben Tiwag-Tafeln weisen auf Lebensgefahr hin!), es würde auch der
ökologische Zustand des gesamten Gewässers schwerstens beeinträchtigt. Und natürlich
würde die Fischerei unmöglich gemacht, weil solche Wasserstandsschwankungen in
anderen Bächen jetzt schon nachweislich das Eigenaufkommen von Forellen ausschließen.
Wir können uns nicht vorstellen, dass dies mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie und dem darin
enthaltenen Verschlechterungsverbot vereinbar ist.
Wenn man die vor allem im Winter äußerst geringe Wasserführung im Gschnitzbach
betrachtet – er trocknet stellenweise sogar aus – ist zu befürchten, dass nach der Fassung
des Simmingbaches weitere Nebenbäche drankommen. Solche Beispiele gibt es genug und
die Kosten für weitere Bachfassungen wären bei Vorhandensein der großen Rohrleitung nur
mehr gering.“
Stubaier Hüttenwirte
„Wir Hüttenwirte sind über die Pläne der TIWAG und der Landesregierung, im Rahmen der
Optionen 9 (Ableitung der Gewässer des hinteren Stubai- und Gschnitztales) und 11
(Speicher Sulzenau) in die Naturschätze des hinteren Stubai- und Gschnitztales
einzugreifen, aufs Äußerste besorgt.
Die ursprüngliche Landschaft, mit den natürlichen Wasserläufen als zentralem Bestandteil,
ist unsere Wirtschafts- und damit Lebensgrundlage, welche wir durch die Pläne der TIWAG
ernsthaft gefährdet sehen. …
Eine Realisierung der Optionen 9 oder 11 würde auch bedeuten, dass ausgewiesene
Schutzzonen wie das Ruhegebiet Stubaier Alpen und das Landschaftsschutzgebiet Serles-
Habicht-Zuckerhütl bedeutungslos geworden sind sowie der von Landeshauptmann
Wallnöfer zum Naturdenkmal erklärte Grawawasserfall zum ein- und ausschaltbaren Rinnsal
verkümmert.“
Bergsportführer, Sektion Stubai
Besonders uns, die wir täglich beruflich oder auch privat in unserer noch intakten Bergwelt
unterwegs sind, ist bewusst, welche massiven Probleme der Eingriff in den natürlichen
Wasserkreislauf mit sich bringen würde. Dass ein Beitrag zur Energiegewinnung in Form von
Kleinkraftwerken geleistet werden muss, wird nicht bestritten, ein Ausverkauf im großen Stil
durch die Pläne der Tiwag wird abgelehnt. Zusicherungen von politischer Seite über
Restwassermengen, schonende Bautätigkeiten usw. sind spätestens seit der Vorgangsweise
beim Transitvertrag unglaubwürdig.
Stellungnahmen Stubaital
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