Wir baten das Ingeneurbüro UHM River Engineering, Karlsruhe um eine Stellungnahme zu den Auswirkungen der Stauraumspülungen auf die Ötztaler Ache unterhalb des geplanten Wasserkraftwerks bis in den Inn.
Zu beantworten waren die Fragen
1. Wird sich das Gewässerbett der Ötztaler Ache Im Abschnitt Habichen (Ort) bis zur Mündung aufgrund
des neuen Kraftwerks verändern?
2. Wird eine eventuelle Veränderung den Lebensraum im und am Gewässer verändern?
3. Entstehen Gefahren für Sportler, Ausflügler und Touristen?
Unser Anlass waren einerseits die Aussagen des Oetzer Bürgermeisters Falkner, nach denen es auf der Wellerbrückenstrecke zu keiner Veränderung durch das Kraftwerk komme, oder wörtlich:
"Zum Thema Beeinträchtigung der Wildwasserstrecke im Bereich der Wellerbrücke ist jede geschriebene Silbe vergeudete Zeit. Wer sich einmal kurz mit den Kraftwerksplänen auseinandergesetzt hat weiß, dass das in Tumpen entnommene Wasser über einen halben Kilometer vor der Wellerbrücke wieder 1:1 in das Bachbett der Ötztaler Ache zurückgeführt wird. Das heißt, dass es zu keinerlei Veränderung des Wasserstandes im Bereich der Wellerbrücke kommt!" (Laut "Information der Gemeinde Oetz" auf der Webseite der Gemeinde vom 01.04.2020)
Und andererseits die Aussage der Ötztaler Wasserkraft GmbH, dass "die Kajak-Strecke von den Projekt nicht tangiert werde" (Tiroler Tageszeitung, 23.05.2020).
Dies können sie zwar behaupten, die Stellungnahme zeigt aber, dass sie es nicht wissen können.
Stellungnahme UHM River Engineering
Zwei Hauptpunkte gehen laut der Stellungnahme aus den Projektunterlagen nicht hervor:
Veränderung des Sedimentregimes
Es ist nicht geklärt, wie sich das Kraftwerk auf das Sedimentregime der Ötztaler Ache auswirken wird. Die Transportenergie des Wassers wird nämlich in der Ausleitungsstrecke verringert, dadurch, dass dem Fluss Wasser entnommen wird, um die Turbinen anzutreiben. Langfristig bleibt hier also Geschiebe liegen, das wiederum im Abschnitt nach der Wiedereinleitung fehlt.
Unterhalb der Wiedereinleitung wird die Transportkapazität nicht verringert, denn das gesamte Wasser ist wieder im Flussbett. Hier kommt es also auf die Dauer zu einer Eintiefung der Ötztaler Ache in ihr Bett, denn hier kann gleich viel abtransportiert werden, obwohl von oben weniger Sediment nach kommt.
Schwall & Sunk Effekte
Es ist nicht geklärt, wie sich Spülschwälle auf den Fluss unterhalb des Wehrs bis in den Inn auswirken. Da die Ötztaler Ache unterhalb des Kraftwerks ein steiles Flussbett mit wenig Breitenvariation besitzt, können Spülschwälle nur wenig gedämpft bis in den Inn durchlaufen. Es braucht daher einen Betriebsplan, der zu starke Wasseranstiege verhindert.
Abgesehen von einem solchen Betriebsplan - den es nicht zu geben scheint, denn er taucht nicht in den Unterlagen auf - kann es immer zu außerordentlichen Betriebszuständen kommen. In einem solchen Fall (z.B. verursacht durch einen Maschinenausfall oder Treibgut) werden die Klappen des Stauraums geöffnet, sodass der Inhalt des Staubeckens sich als Welle zum Durchfluss im Flussbett addiert.
Lest euch die Stellungnahme selbst durch - es sind nur 3 Seiten!
Bitte untersuchen statt behaupten!
Wir haben diese Stellungnahme inzwischen an das Büro von LHStv Josef Geisler und an die Ötztaler Wasserkraft GmbH gesendet mit der Bitte, unsere Bedenken zu prüfen. Aus dem Büro von LHStv Geisler bekamen wir die Antwort, die Stellungnahme sei zur Prüfung an die Wasserechtsbehörde übermittelt worden.
Wir sind sehr skeptisch. Aber abwarten.